Victoria liefert eine ganz starke Leistung ab. Am Ende reicht es aber nicht ganz um die Jungs vom Kiez zu schlagen.

Jerry, Karl, Tibor, Josef, Florian und Laurin Foto ©Martin Schmidt

Nicht nur dass Spielmacher Ethan Jantjies mit einer Schulterfraktur lange Zeit ausfallen wird. Nein zusätzlich auch noch der Ausfall einiger Stammkräfte.

Schlussspieler Finn Dieckmann, Innerdreiviertel Joshua Brinkmeier, Verbinder Lars Schumann und Halbspieler Nico Wulf, meldeten sich kurzfristig krankheits- und verletzungsbedingt ab.

So standen gleich 3 Dritte Reihe-Stürmer in der Hintermannschaft Corné Jansen van Rensburg als Verbinder, Hannes Adler auf Innen, sowie Marvin Brömer auf Halb.

Doch es lief trotz der zahlreichen Umstellungen sehr gut bei Victoria. Die Einstellung stimmte und die Zebras waren bereit zu kämpfen und um jeden Preis zu verhindern die rote Laterne des Ligaletzten von St. Pauli überreicht zu bekommen.

Einer oben einer unten Hannes und Corné. Foto © Martin Schmidt

Zu Beginn tasteten sich die Braun-Weißen und die Zebras vorsichtig ab. Der Ballbesitzt wechselt ständig hin und her. Keine der beiden Mannschaften hatte einen sichtbaren Vorteil und so dauerte es bis zur 23. Minuten bevor die ersten Punkte durch St. Pauli zum 00:05 fielen. Doch Victoria fand fast im Gegenzug (26. Minute) die passende Antwort und Hannes Adler lief Mitte Goal, nach einem schönen Angriff, ein. Die Erhöhung durch Corné Jansen van Rensburg passte ebenfalls und so ging Victoria in Führung 07:05.

Etwa 10 Minuten später wechselte die Führung erneut und Hamburg kam mit einem Stürmerversuch durch und legte den Ball im Malfeld von den Zebras ab. Die Erhöhung ging daneben, so dass die Hanseaten den Spielstand lediglich zum 07:10 korrigierten. Durch eine kurze Unaufmerksamkeit der Fösse-Butjer kamen die Hamburger mit einem Angriff der Hintermannschaft auf rechts außen durch, so dass es vor der Halbzeit 07:15 stand.

Florian greift an. Foto ©Martin Schmidt

Die Halbzeitansprache in Abwesenheit von Jens Himmer wurde von Assistenztrainer Jens Brömer übernommen. Er forderte die Mannschaft auf die Hintermannschaft mehr einzusetzen und sich nicht immer wieder auf die Gruppenkämpfe im Sturm einzulassen.

„Wir sind hinten viel schneller und besser als St. Pauli und müssen das nun endlich mal in Zählbares verwandeln.“ (OT Jens Brömer)

Die Umsetzung dieser Anweisung gelang nur äußerst selten. Immer wieder verloren die Zebras unnötig die Bälle und brachten die Hintermannschaft nur selten zum Einsatz. Wenn aber wurde es für Hamburg immer brandgefährlich. Es kam, wie es kommen musste. In der 50. Minute nutzte Hamburg die kleinen Fehler der Lindener und erhöhte den Spielstand mit einem weiteren Versuch auf 07:20. Doch Victoria war noch lang nicht geschlagen und sorgte für den nächsten Paukenschlag. Der junge Jeremie Küster fasste sich im Sturmpaket ein Herz und wurde mit Unterstützung der anderen Stürmer ins Hamburger Malfeld geschoben, wo er den Ball sicher ablegte. Die Erhöhung aus schwieriger Position wurde durch Corné sauber verwandelt und so verkürzten die Zebras in der 62. Spielminute auf 14:20.

Attacke Foto: ©Martin Schmidt

Nur ein erhöhter Versuch würde die Führung bringen und die Zebras stürmten nun mit Mann und Maus immer wieder gegen die Hamburger Abwehr an. Es war dann aber erneut St. Pauli die in der 67. Spielminute zum nächsten Versuch einliefen und diesen diesmal auch erhöhen konnten. 14:27 war nun auf der Anzeigetafel in der Fösse-Arena zu lesen. In der 73. Minute waren es wieder die Lindener, die nach einer Gasse mit einem Sturmpaket angriffen und sich mit einem kollektiven Versuch, der sauber von Delaray Swart abgelegt wurde, belohnten. Auch hier passte die Erhöhung durch Corné erneut und es stand nur noch 21:27. Nach einer Gelben Karte für St. Pauli in der 74. Minute wollte Victoria die Überzahl nun unbedingt nutzen, um das Spiel noch zu drehen. Die Hamburger machten das Spiel nun sehr langsam und spielten clever „pick and go“ um die Uhr runterlaufen zu lassen. Ein wenig fragwürdig und eher in Fußball Manier, suchten die Braun Weißen immer wieder Möglichkeiten, um sich minutenlang auf dem Feld gegen Wadenkrämpfe behandeln zu lassen. Die Hafenstädter aus St. Pauli haben ansonsten aber auch sehr viel Einsatz gezeigt und stark gekämpft. Wegen einiger gelber Karten mussten sie mehrfach in Unterzahl agieren und haben am Ende verdient gewonnen.

Kurz vor Abpfiff war es erneut Corné, der erst kurz vor dem Malfeld durch ein High Tackle gestoppt werden konnte. Nochmal Straftritt Victoria, nochmal Gasse bei eigenem Einwurf, doch leider wurde der Ball erneut nicht zur Hintermannschaft geöffnet. Irgendwie kamen die Hamburger dann erneut in Ballbesitz und kickten diesen ins Aus und beendetet somit ein hochspannendes Spiel zu ihren Gunsten.

Nur schwer zu stoppen Dela am Ball. Foto: ©Martin Schmidt

Fazit: Victoria legt endlich wieder Versuche und kann auch mit einer ungewöhnlichen Aufstellung einiges leisten. Wären die Zebras ein wenig cleverer gewesen und hätten ihre schnelle Hintermannschaft konsequenter eingesetzt, wären sie leichter zum Erfolg gekommen. Ein defensiver Bonuspunkt wird aus dem Spiel mitgenommen, ist jedoch eine zu geringe Ausbeute. Wir werden die rote Laterne hoffentlich bald wieder abgeben können.

„Wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange und werden einfach weitermachen, weiter hart trainieren und unser Bestes geben, um den Klassenerhalt noch irgendwie zu schaffen. Die Moral der Mannschaft sucht ihresgleichen und ich kann die Jungs für ihren Einsatz nur loben.“ (OT Jens Brömer)  

Das junge Team von der Fösse hat Charakter und Mumm, denn auch die heutige Leistung hat wieder einmal gezeigt, dass Victoria die Erstligareife hat. Es wäre schade dieses Team nicht weiterhin in der ersten Liga wachsen sehen zu können.

Wir hätten dieses Spiel eigentlich gewinnen müssen, aber es ist auch verdammt schwierig jede Woche mit einer anderen Aufstellung zu spielen. So kommt man nur sehr schwer in seinen Rhythmus und fängt jedes Spiel wieder bei Null an.

Nun wird man die nächsten Spiele als Außenseiter nutzen müssen, um noch einige Punkte einzusammeln und den Ligaerhalt klar zu machen. Bis zur endgültigen Endabrechnung Ende Mai, wird noch viel Wasser die Fösse hinabfließen.

Man kann beim Rugby nie genau wissen, wie es am Ende einer Saison weitergeht. Manchmal wollen vermeintliche Aufsteiger gar nicht in die erste Liga hoch und verzichten freiwillig. Weiterhin steht noch die Entscheidung des Sportgerichts aus, wegen eines Wechselfehlers der Leipziger, der letzten Woche dafür sorgte, dass die Gedränge nur noch passiv durchgeführt werden konnte. Hierdurch hatte Victoria einen deutlichen Nachteil, da sie das Spiel im Sturm bis dahin beherrschten. RK 03 Berlin und St. Pauli müssen noch gegeneinander spielen und werden sich die Punkte aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gerecht aufteilen. Den einen oder anderen defensiven Bonuspunkt könnte Victoria auch noch einsammeln. Wie immer und überall stirbt die Hoffnung zuletzt.

Die Zebras haben nun erst einmal eine Woche spielfrei. Am 06. Mai 2023 empfängt der Rekordmeister den Berliner Rugby Club und am 14.05.2023 gibt sich der DSV von 1878 Hannover die Ehre an der Fösse. Wir bitten um zahlreiche Unterstützung durch Fans und Rugbybegeisterte. Die junge Zebraherde hat es verdient in den letzten beiden Heimspielen nochmals ordentlich und lautstark unterstützt zu werden. „Darum herbei Victorias Leute, haltet euren Club in Ehren, dass er blüh‘n, mag fort…“

Man of the Match wurde Corné Jansen van Rensburg, der auf Verbinder eine großartige Leistung zeigte und aus sehr schwierigen Positionen wichtige Kickpunkte für die Zebras einsammelte.

Der TSV Victoria Linden gratuliert dem FC St. Pauli zum Sieg und bedankt sich bei den Unparteiischen und etwa 350 Zuschauern.

Tim Holzapfel